6. Februar 2023

Wir trauern um Sally Perel

Zeitzeuge des Holocaust - Ehrengast bei der Verleihung des Titels "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" im Jahr 2014

Am 02.02.2023 ist Sally Perel im Alter von 97 Jahren in Tel Aviv gestorben.

Er überlebte als jüdischer Junge den Holocaust, getarnt als Hitlerjunge. Seine Biographie „Ich war Hitlerjunge Salomon“ erzählt von seinem ständigen Überlebenskampf in der Angst davor, entdeckt zu werden. Sally Perel besuchte unter anderem eine Schule für Hitlerjungen in Braunschweig. „Dort haben sie uns die Rassenideologie wie Gift ins Hirn geträufelt.“ und ein junges Gehirn könne man sehr leicht vergiften, sogar sein Gehirn habe man vergiftet, selbst er habe nicht genug Immunität dagegen gehabt.

Dazu, diesem Gift zu widerstehen, rief Sally Perel als Ehrengast bei unserer Schulveranstaltung zur Zertifizierung des BKW „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ 2014* eindringlich auf. Bis zuletzt hat Sally Perel mit großem Engagement an Schulen über den Holocaust aufgeklärt. Bei unserer Zertifizierungsfeier mit dem Titel „Blick zurück nach vorn: Nein –Rassismus! Ja- Zivilcourage!“ erklärte er, wenn er nur das Herz eines einzigen Jugendlichen erreiche und dessen Verstand erhelle, die Lüge zu erkennen, und aus der rechtsradikalen Szene auszutreten, habe er seine Mission erfüllt. Mit dieser „Lebensmission“ traf Perel natürlich den Kern unseres Schulmottos: „Wir sind stolz, verschieden zu sein.“, das, genau wie die Zertifizierung als „SoR-SmC“, im Zentrum zahlreicher Schul- und SV-Aktionen steht. 

Mit seiner kämpferischen Haltung und den Erzählungen aus seinem Leben, hatte Perel, der als einziger seiner Familie den Holocaust überlebte, bei seinem Vortrag alle in seinen Bann gezogen. Vielen ehemaligen Schüler:innen und Lehrer:innen ist Sally Perel in eindrücklicher Erinnerung und wir sind sehr traurig über seinen Tod und gleichzeitig „so dankbar, ihn kennengelernt zu haben“ (Zitat Heike Poth, SV-Lehrerin). Viele hatten sich nach Veranstaltungsfeier ihr Exemplar des Bestsellers „Hitlerjunge Salomon“ signieren lassen und waren beeindruckt von der einzigartigen, intelligenten und empathischen Persönlichkeit Sally Perels.

Perel erklärte, mit den Tränen der in Auschwitz ermordeten Kinder wolle er die Schülerinnen und Schüler gegen Fremdenhass und rechtsextremes Gedankengut impfen. Für die bei der Zertifizierungsveranstaltung 2014 anwesenden Schüler:innen hielt er den Auftrag bereit „neue Zeitzeugen“ zu werden, als letzte Generation, die noch echte Zeitzeugen erlebe.

Dieser Auftrag, der sich gerade an junge Menschen richtet und (leider) nichts an Aktualität verloren hat, wie beispielsweise die Schmierereien auf Stolpersteinen und die Schändung des jüdischen Friedhofs in Geilenkirchen (2021/2022) zeigen, kann als eine Art Lebensbotschaft von Sally Perel betrachtet werden.

 

* Das Projekt „Sally Perel/Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wurde vom Bundesprojekt „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ gefördert. Ariadna Wix als Sozialarbeiterin, Friedhelm Schippers (ehemaliger Schulpfarrer) und Nicola Kupfer (damals SV-Lehrerin) hatten die Zertifizierungsfeier mit Sally Perel als Ehrengast maßgeblich organisiert.

** Zu seinem 90. Geburtstag hatte Schulsozialarbeiterin Ariadna Wix mit Schüler:innen ein sehr persönliches Fotoalbum gestaltet, das Perel in einem Dankesvideo als sein originellstes und authentischstes Geschenk  bezeichnet hatte. 

Impressionen

Text und Fotos: Beate Jakobs - © BKW Geilenkirchen